Hauptgebäude Jahn-Stadion (Foto: Seraphina Lenz)

04.06..2021

Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark

Abriss? - Neubau?

Zu der immer noch aktuellen Diskussion um den Abriss bzw. Umbau des Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark wollen auch wir von Rollers e.V. einige Gedanken beisteuern.Wir stehen der Idee eines „inklusiven“ Sportstadions für Leistungssport eher skeptisch gegenüber.
Dies wollen wir im Folgenden näher ausführen.

  1. Das geplante „inklusive Stadion“ dient weder dem Aspekt „Gesundheit“ noch dem Breitensport. Es dient dem Leistungssport, insbesondere den kommerziellen Interessen, die mit Leistungssport verbunden sind.
    Somit kommt das Stadion vor allem den Interessen spezifischer Eliten zugute.
  2. Die Willensbekundung, dass das geplante Stadion „inklusiv“ sein solle, scheint uns lediglich der Legitimierung und politischen Durchsetzbarkeit des Neubauvorhabens zu dienen: Man fördere schließlich die Benachteiligten in der Gesellschaft.
    Es dient jedoch nicht den Interessen der Menschen mit Behinderung! (s.u.)
  3. Erfahrungsgemäß scheint uns diese Willensbekundung dem Akquirieren von Fördergeldern für den Neubau zu dienen. Mit den tatsächlichen Bedarfen von Menschen mit Behinderung hat dies nichts zu tun.
    Hier zeigt sich zwar positiv die steuernde Wirkung von Fördermaßnahmen, nur sollte man nicht darauf vertrauen, dass die geförderten Akteure auch tatsächlich inklusive Ziele verfolgen.
  4. Menschen mit Behinderung sitzen nach wie vor in ihren nicht barrierefreien Wohnungen fest und sind auf Hilfsdienste angewiesen, die sie in und aus den Wohnungen tragen. Mit selbstbestimmten Leben hat das nichts zu tun!
    Was hilft diesen Menschen der Millionen teure Bau eines „inklusiven Stadions“, wenn es weder gesetzliche Auflagen noch Förderprogramme gibt, die den Abbau von Barrieren im Bestand fördern/ unterstützen?
    Diese Menschen fallen sowohl als aktive Sportler*innen als auch als Zuschauende im Stadion aus.
    Deshalb sollten diese Mittel anstatt für ein „inklusives Stadion“ besser in den Abbau von Barrieren im Bestand investiert werden.
  5. Leistungssport vertritt ganz offensiv den Gedanken von Überlegenheit durch Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit etc. Der STÄRKERE gewinnt! Was soll an derartiger Ideologie inklusiv sein?
    (Wieso ausgerechnet Menschen mit Behinderung an dieser Ideologie Gefallen finden, bleibt mir rätselhaft.)
  6. „Behinderte“ Leistungssportler haben sich bewusst entschieden, sich von der Gruppe der behinderten Breitensportler zu unterscheiden. Dadurch exkludieren sie sich selbst!
    Leistungssport kann qua Definition niemals inklusiv sein!

Es ist nicht einzusehen, warum für eine derart exklusive Gruppe ein inklusives Stadion aus Steuermitteln gebaut werden soll!