02.11.2019
oqbo Rahmenhandlung #7: Regine Spangenthal
Die Tür stimmen
Anlässlich der Ausstellung A ≠ A der Künstlerinnen Daniela Friebel, Juliane Laitzsch, Regine Spangenthal, Gaby Taplick in der Galerie oqbo, zeigte Regine Spangenthal eine besonders subtile Art der künstlerischen Bearbeitung des Themas „Übergang/ Eingang“: Sie stimmte den Türschließer. Ein Objekt, das vielen Menschen wegen seiner Widerständigkeit Wege verwehrt.
Die Künstlerin schreibt zu ihrer Arbeit:
Die Tür stimmen
Vor dem Öffnen einer Tür habe ich eine meist unbewusste Vorstellung ihres Gewichtes. Im Verhältnis zu meinem eigenen Körpergewicht beziehe ich frühere Erfahrungen in diese Abschätzung mit ein. Es gibt automatische Türen, einfache Türen und Türen mit Türzug. Eine Tür mit Türzug kann schwer oder leicht "gehen", was mir den Eintritt oder das Einfahren entsprechend schwer oder leicht macht. Erst beim Öffnen einer solchen Tür, wenn ich die Klinke in die Hand nehme, erfahre ich, wieviel Kraft notwendig ist, die Tür zu mir oder von mir weg zu bewegen.
Für das oqbo_Projekt Rahmenhandlungen widmen wir uns diesem nicht sichtbaren, nicht akustisch und - erst physisch erfahrbaren Phänomen: dem Türzug. Der Fachmann erzählt von verschiedenen Stellschrauben am Türschließer, mit denen der Zug, die Geschwindigkeit und Stärke des Ins-Schloss- Fallens bestimmt werden kann. Eine Tür kann gestimmt werden, wie ein Instrument. Dementsprechend auch umgestimmt, neu bestimmt werden. Während unserer Ausstellung stimmen wir den Türschließer zugunsten einer größeren Leichtigkeit des Zuges um - und - lassen die Tür langsamer ins Schloss fallen.
Von wem wird diese Veränderung wahrgenommen? Diese neu gestimmte Leichtigkeit und Langsamkeit könnte zu Irritationen führen. Für jene, denen das Türöffnen so selbstverständlich ist, dass es meist gar nicht wahrgenommen wird, und für jene, die aufgrund von Mobilitätseinschränkungen gewohnt sind Türen als Hindernisse wahrzunehmen.